„Fakten, Fakten, Fakten!“ Das war mal der Werbeslogan des Nachrichtenmagazines Focus. Heute müsste das wohl eher heißen „Polemik, Polemik, Polemik!“, denn nichts anderes findet man bei dezidierter Betrachtung des jüngsten Beitrages des Leiters des Focus-Wirtschaftsressorts Uli Dönch mit dem journalistisch ausgewogenen Titel „Die verrücktesten Euro-Verschwörungstheorien“.

 

Ich beschränke mich in der Betrachtung des Artikels hier lediglich auf jenen Teil, in dem er sich meiner Person widmet. Bislang habe ich solche unterirdischen Artikel meist ignoriert, hier ist jedoch ein Maß an Unverschämtheit und journalistischer Erbärmlichkeit erreicht, das ich nicht länger bereit bin mir unbeantwortet ins Gesicht schlagen zu lassen. Ich hatte noch nie ein Problem mit kritischen Journalisten, ich bin selbst einer. Doch die Kritik sollte sachlich sein und sich an Argumenten und Inhalten orientieren. Diese Inhalte kann man auch gerne launig formulieren. Der Respekt vor dem Menschen – auch wenn dieser eine andere Meinung hat als man selbst – muss dabei immer vorne anstehen. Wenn jedoch die Inhalte völlig fehlen und die journalistische Leistung sich auf pure Polemik und persönliche Beleidigungen auf Schulhofniveau reduziert, dann wird es höchste Zeit zu reagieren. Doch schauen wir uns den Artikel in Ruhe an und suchen wir nach Fakten.

 

Eingebettet in die seriöse Werbung eines Army Shops mit Springerstiefeln und Gasmaske beginnt der Artikel bereits mit der vermutlich für lustig gehaltenen Frage „Und welches dunkle Geheimnis kennt nur „Mr. Dax“ Dirk Müller?“ Danach kommt ein ganzes Sammelsurium an kruden „Thesen“, mit denen ich nichts zu tun habe, weshalb ich die weitere Betrachtung auf den mir gewidmeten Absatz konzentriere.

 

Focus Money: Kapitel 3: Die USA und die griechische Elite sind schuld!

Höchste Zeit für eine deutsche Gegenstimme. Börsenmakler Dirk Müller („Mr. Dax“) hat als einziger durchschaut, wer, wann und warum die Eurokrise auslöste: Es waren die USA – unterstützt von der Amerika-hörigen griechischen Polit-Elite!

 

Nein, Herr Dönch, außer Ihnen haben inzwischen nahezu alle Menschen längst verstanden, dass die griechische Polit-Elite an der Situation in Griechenland einen großen Anteil hat. Eine Einflussnahme von außerhalb Griechenlands finden Sie lustig und unglaubwürdig. Dass die griechische Staatsanwaltschaft 2012 in diesem Zusammenhang unter Bezugnahme auf Unterlagen des russischen sowie griechischen Geheimdienstes Anklage wegen Hochverrats, versuchtem Staatsstreich und Mordversuch am ehemaligen Präsidenten Karamanlis erhoben hat, ist Ihren umfangreichen Recherchen vermutlich entgangen. Oder ist die griechische Staatsanwaltschaft in Ihren Augen auch nur eine lustige Truppe von „Verschwörungstheoretikern“?

 

Der britische „Guardian“ berichtet ebenso darüber wie die renommierte Nachrichtenagentur AP

 

Guardian

 

Wenn Sie sich schon aus dem Fenster lehnen um andere zum Gespött zu machen, dann machen Sie bitte zuvor ihre Hausaufgaben.

 

Focus Money: Denn im Herbst 2009 schockierte der neu gewählte griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou die Welt mit der Nachricht, dass sein Land viel höher verschuldet ist, als bisher zugegeben.

 

Nein, Herr Dönch, es war nicht Papandreou, sondern sein Finanzminister Giorgos Papakonstantinou, der dies am 20. Oktober 2009 öffentlich machte, das ist aber sicherlich nebensächlich.

 

Focus Money: Diese „überraschende Selbstanzeige der griechischen Finanzmanipulationen“ (Müller) schlug ein wie eine Bombe. In der Folge „unternahmen Papandreou und seine Gefolgsleute alles in ihrer Macht stehende, um Europa und Deutschland gegen sich aufzubringen“. Parallel dazu steuerten die USA ihre „Angriffe gegen den Euro und gegen die Staaten der Eurozone“ mit „militärischer Präzision“.

 

Ja, Herr Dönch, so steht es geschrieben. Doch noch immer fehlt hier auch nur ein Gegenargument Ihrerseits.

 

Focus Money: Doch warum sollten die USA das tun? Dirk Müller weiß es. Es gehe den Vereinigten Staaten um die – angeblich – gewaltigen Öl- und Gasvorkommen Griechenlands („Im Zentrum stehen die griechischen Rohstoffe“).

 

Also bitte, Herr Dönch, hier diskreditieren Sie Ihr eigenes Haus und damit sich selbst nur um mir ans Bein zu treten? Wie peinlich. Sie publizieren diesen Schmähartikel – als etwas anderes war er ja wohl nicht gedacht, oder!? – in Focus-Money-Online. Genau jenem Focus-Money, das selbst am 17.11.2012 in einem umfangreichen Artikel über genau jene großen Öl- und Gasvorkommen Griechenlands berichtete, die Sie –offenkundig in Unkenntnis der Faktenlage, ich kann Ihnen hier gerne aushelfen –  in Frage stellen. Wenn Sie es besser wissen….Haben Sie Beweise, dass es die Gasvorkommen NICHT gibt? Gibt es Ihrerseits Belege, dass meine Beweise und die Berichte Ihres eigenen Hauses unkorrekt sind? Ist es Ihnen so wichtig, mich - aus welchem Grund auch immer - anzugreifen, dass Sie dafür in Kauf nehmen Ihr eigenes Haus unglaubwürdig zu machen?...bemerkenswert. Was sagt eigentlich der Chefredakteur des Focus-Money dazu?

 

Focus Money

 

Focus Money: Müllers Schlussfolgerung: „Es sieht so aus, als sei Papandreou die ausführende Marionette Amerikas gewesen, und habe mit aller Macht den Bruch Griechenlands mit Europa herbei führen sollen.“

 

Hat „Mr Dax“ etwa einen Dachs-Schaden? Das wohl nicht. Aber er will seine Bücher verkaufen. Und da hat ein wenig Konspirations-Kult noch nie geschadet. Deshalb verdient Dirk Müller auch unsere Nachsicht: Schließlich ist der Dachs ein Nacht-Tier – und tappt daher gern mal im Dunkeln.

 

Hier treten Sie über die Ufer, Herr Dönch!  Abgesehen davon, dass Sie gleich mehrere fragwürdige sprachliche Klimmzüge machen mussten, um vom Deutschen Leitindex DAX über  das Wildtier Dachs auf den Dachschaden zu kommen – was macht man nicht alles für einen schlechten Kalauer – die verballhornte Frage aufzuwerfen, ob ich einen Dachschaden habe geht weit über jeden journalistischen Anstand hinaus. Das darf nicht das Niveau eines Ressortleiters des Wirtschaftsbereiches eines großen deutschen Medienhauses sein. Hier ist eine Form der persönlichen Beleidigung gegeben, die Ihrem Hause unwürdig ist.

 

Ich wiederhole mich hier, dass bei aller Härte der Diskussion in der Sache der Respekt vor dem Menschen gegenüber immer gewahrt werden muss. Das halte ich so und das erwarte ich ebenfalls von meinem Gegenüber. Hätten Sie diese Formulierung auch gewählt, wenn ich Ihnen dabei persönlich gegenübergestanden hätte? Hätten Sie mich wirklich gefragt: „Herr Müller, haben Sie einen Dachschaden?“ Ich bezweifle es, eine auch nur halbwegs gute Kinderstube voraussetzend. Warum tun Sie es also aus der Ferne? In die Wade beißen und schnell wegrennen, er kann sich ja nicht wehren? Peinlich für einen Mann in Ihrer Position.

 

Der gesamte Artikel enthält außer Polemik nicht einen einzigen Gegenbeweis oder auch nur irgendein Gegenargument. Stattdessen wenig lustige Wortspiele und Beleidigungen unter der Gürtellinie. War es wirklich das, was Ihr ehemaliger Chefredakteur Helmut Markwort einst mit „Fakten, Fakten, Fakten“ meinte? Mir tun Ihre Mitarbeiter leid, die ihre vermutlich meist deutlich besser recherchierten und sauberer formulierten Artikel von einem Chef beurteilen lassen müssen, der es selbst an den elementarsten Grundformen mangeln lässt. Aber jeder muss selbst wissen, welchen Ansprüchen er genügt.

 

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